Hexe versperrt ihr Haus
Eine Hex hat nie zugesperrt. Die Hex, die hat den Besen, wie man sagt aus Reisig, nicht, die hat den vor der Tür so hingestellt, das war ihr Schloß. Weiter hat sie gar nichts gemacht, die hat alles offen gehabt. Die Kasten, alles, war überhaupt nichts zugesperrt. Und wenn einer hineingekommen ist, und der hat nach was gegriffen, der hat müssen stehenbleiben, er ist stehengeblieben, so lang, als die nicht gekommen ist. Er hat den Artikel halten müssen und hat nicht fortgehen können.
Dafür hat sie ja nicht zusperren brauchen, er hat eh nicht fortgehen können. Er hat nichts forttragen können. Sie hat nichts zugesperrt, vor der Tür draußen hat sie den Besen aufgestellt mit dem Busch hinauf. Vor die Tür hingestellt, das war ihr Schloß. Ist fortgegangen, den ganzen Tag fortgewesen, wenn einer hineingekommen ist, wenn sie heimgekommen ist, war er eh drinnen. Ob's ein Handwerksbursch war oder ein Reisender oder eine Zigeunerin, egal, sie sind in der Wohnung stehengeblieben, so lang, bis sie gekommen ist. Hat keiner fortgehen können. Erst bis sie gesagt hat: "Jetzt geh!"
So eine Macht haben die gehabt. Die waren stärker wie wer immer.
Quelle:Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Nr. 45, Karoly Gaal, Eisenstadt 1965, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 49.