Die Hexenwirtin

Die Kroaten aus Mönch-Meierhof, die nach Budapest gegangen sind, haben außerhalb der Ortschaft ein Gasthaus entdeckt. Und dort ist das Essen billiger gewesen als in der Ortschaft drinnen, in Budapest, in der Stadt. So haben sie sich in dem Gasthaus das Essen angeschafft. Und weil sie kroatisch geredet haben, jetzt hat die alte Frau, dem Wirt seine Mutter, gefragt, von wo sie sind. Haben sie gesagt:

"Sie wissen es so auch nicht, wenn wir Ihnen auch sagen, von wo wir sind. Sie wissen es so auch nicht."

"No", sagt sie, "vielleicht?" Eine alte Frau, mit fünfundachtzig Jahren oder so. "Vielleicht."

"No", sagt er, "wir sind von Mönch-Meierhof- Mini-Moarhof sagen wir halt - von Mönch-Meierhof."

Hat sie gesagt: "Oh, da bin ich schon vielleicht in Tscharterberg [Tschaterberg] öfter gewesen als ihr selber."

In Tscharterberg [Tschaterberg], wo die Hexen zusammengekommen sind. Sagt sie:

"Da bin ich vielleicht schon öfter dort gewesen als ihr selber!"

Jetzt haben sie sich nicht mehr hineingetraut, was zu essen, weil sie gewußt haben, daß sie eine Hexe ist. Sie sind nicht mehr hineingegangen, sind lieber ausgewichen dem Gasthaus, haben lieber teurer bezahlt die Kost. Weil die gesagt hat, daß sie vielleicht öfter in Tscharterberg [Tschaterberg] war als die Kroatenmänner selber.


Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965, Nr. 112, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 64f.