Krankenheilung
Das Schwundnehmen oder Schwundwenden kam größtenteils bei kleinen Kindern vor, die die heute von den Ärzten als englische Krankheit bezeichnete Schwäche hatten. Mehrere Lockenhauser Mütter trugen ihre Kinder nach Pilgersdorf zu einer gewissen Frau, die das Kind mit Gebeten in den erwärmten Backofen schob und dort ließ, bis es tüchtig schwitzte; dies soll geholfen haben.
In meiner Kindheit kurierte auch in Gerisdorf ein Mann derartige Kranke. Sie kamen meistens am ersten Freitag des Monats zu ihm und mußten sich täglich vor Sonnenaufgang mit kaltem Wasser waschen und vorher drei Vaterunser und den Glauben beten, bis sie gesund wurden.
Die Glashüter tragen auch heute noch die Kinder nach Pilgersdorf
zu einem Mann, aber verstohlen, weil sie von den übrigen Leuten ausgelacht
werden. Der betreffende Pilgersdorfer bohrt dann eine Erle an, und das
Holzschartenwerk wird dem Kranken aufgelegt, auch Erde aus der Nähe
eines dürren Felberbaumes, und Asche und noch anderer Unsinn wird
angewendet.
Quelle: Geschichte von Lockenhaus, Aegid Schermann, Pannonhalma (= Martinsberg) 1936, S. 290f (gekürzt), zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 68.