Der Schatz am Kreuz
Wir haben da ein Kreuz, oben auf dem Berg. Da haben sie gesagt, dort ist Geld eingegraben, und das Geld brennt. Jetzt sagt mein Onkel zu seinem Sohn:
"Du, wir werden das Geld ausgraben, aber beim Hingehen nicht ein Wort sprechen, sonst sind wir verloren. Dann können wir kein Geld mehr haben."
Na gut, der Bub ist mit dem Vater fort, und jetzt ist der Bub gestolpert und ist gefallen. Sagt er:
"Vater, ich bin g'fallen!"
Jetzt haben sie wieder zurück müssen. Dort darf man nichts reden. Nächsten Tag sind sie wieder gegangen. Sie haben gesehen, wie das Feuer brennt. Jetzt sind sie hingegangen, aber haben nichts gesprochen. Jetzt haben sie gegraben, gegraben neben dem Kreuz. Dort war eine große Truhe, die war voll Gold. Bevor die das herausgekriegt haben, sagt der Bub:
"Vater, jetzt hab'n wir's gleich draußen."
Auf einmal kommt der Teufel mit dem Stangerl und haut die Truhe durch, und alles ist zusammengefallen, und sie müssen fort.
Und seitdem brennt's nimmermehr, kein Feuer und gar nichts.
Quelle: Angaben zu den abergläubischen Erzählungen aus dem südlichen Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 33), Karoly Gaal, Eisenstadt 1965, Nr. 238, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 225f.