Der tote Freier

Da hat ane an Mann ghabt, der hat recht guat glebt mit der. Und der is dann gstorbn. Un sie hat niks wia olleweil bet un bet, oanmal soll er kemman und… (oanmal?) oanmal möcht s' an segn [sehen].

Hiaz is a Zeit vaganga, hiaz klopft ana beim Fensta. Soggt a:

"Anamirl, mach auf!"

"Wer is 's denn?"

"I bin's, dein Mann, Annamirl, mach auf!"

Hiaz is der da Schiach anganga, hat si soviel gfircht. Macht schnell 's Fenster auf! Und wia sie 's Fensta aufmacht, hat a eine griffn und hat's geschnappt und is gflogn zum Friedhof hin.

"Anamirl, firchtst di?"

Sagt's: "Was soll i mi firchtn, is ja Gott und du bei mir."

Is er eine [hinein ins Grab] gsprunga, hat sie bein Schurz ghaltn, hiaz is des Firtabandl agrissn, und er hat die Macht nit mehr ghabt zun Nachaholn.


Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung Marburg ZA: 184023, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 91.