Tote Mutter stillt ihr Kind
Vor Jahrzehnten erzählte ein Landwirt folgendes Erlebnis:
Bei der Geburt seines einzigen Kindes starb die Mutter, das Kind blieb
am Leben. In der Nacht nach dem Begräbnis lag der Mann wach im Bette,
neben ihm schlief das Kind in der Wiege. Um Mitternacht sah er seine verstorbene
Frau auf unerklärliche Weise in die Stube treten. Sie ging zur Wiege,
beugte sich über das Kind und stillte es. Nach einer Weile verschwand
sie. Der unheimliche Besuch wiederholte sich einige Nächte. Der Mann
fürchtete sich, die Verstorbene anzusprechen. Das Kind soll nicht
gestorben sein.
Quelle: Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 1, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 99.