Das Tragerl
Vor vielen Jahrzehnten sah einmal ein Rechnitzer Bauer in der Nähe
eines Zaunes ein armes schwarzes Hühnchen und trug es fürsorglich
heim. Seiner Frau gefiel das Tierchen nicht recht, aber den Bauern erbarmte
es, und so beließ er es in der Stube. Am nächsten Morgen überraschte
ihn in der Stube ein Haufen Weizen, den das Hühnchen über Nacht
zusammengetragen hatte. Jetzt wußte der Bauer, daß das Hühnchen
ein Tragerl sei, und er hatte daher nichts Eiligeres zu tun, als es fortzujagen,
um nicht dem Bösen zu verfallen.
Quelle: Anton Mailly, Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Wien/Leipzig 1931, Nr. 43, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 237f.