Die Türkenkugel in Pama
Als die Türken von Prellenkirchen aus nach Pama schössen, flohen die Bewohner aus ihren Häusern in die nahe gelegenen Sandgruben, um darin Schutz zu suchen.
In einer Grube befand sich eine Bäuerin mit ihrem Nachbar. Zitternd hockten die beiden auf der Erde und lauschten dem Donner der türkischen Mörser. Während einer Feuerpause, als der Lärm etwas nachließ, kroch der Mann an den Rand der Grube, um sich ein wenig umzusehen.
Gerade als er über den Grubenrand blicken wollte, begann die Schießerei von neuem. Plötzlich kam eine große Kugel geradewegs auf die Sandgrube zugeflogen. Der Mann konnte sie deutlich erkennen. Er ließ sich vor Schreck in die Grube zurückfallen, dabei besaß er noch die Geistesgegenwart, zu rufen:
"Dora, schwenkt nach links!"
Die Frau tat dies und bückte sich noch tiefer. Im nächsten Augenblick sauste die große steinerne Kugel über die Sandgrube hinweg, und der Luftzug streifte ihren Rücken.
Mit dumpfem Aufprall schlug sie knapp am Rand der Grube ein, daß
der Sand nach allen Seiten spritzte. Die Bäuerin und ihr Nachbar
blieben unverletzt. Sie haben später die Kugel ausgegraben und aufbewahrt.
Noch vor Jahrzehnten konnte man die große Türkenkugel in Pama
sehen. Alte Leute können sich an sie erinnern.
Quelle: Burgenland - Sagen und Legenden, Friedrich Schattauer, Waidhofen, 1980, S. 93, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 160.