Die Türkennot 1683

Mein Ähnl", so beiläufig erzählte mir der alte Buchinger, "hat von sein Ähnl g'hört, daß einmal vor vielen, vielen Jahren hier (Marz, Márczfalva) durch den Bach ein Bauer kommen is in großer Eil. Der war von Oßlip am See, der hat zwei weiße Ochsen mit langen Hörnern eingspannt g'habt, in die hat er immer hineing'haut, und wie er stehn bliebn is, war er völlig außer Atem.

"Laitlen", sagte er, dann hat er nit weiterreden können, und dann hat er mit die Arm umg'haut und stier vor sich hing'schaut, und auf einmal hat er laut in die Luft hinausg'schrien:

"Kittsee prinnt (brennt), und Waiden prinnt, und Sumerein prinnt, und Apatlan prinnt a, und alles prinnt, und der Tartar is da, und Laitlen, tat's Sturm laitn. Un i bin der Faierbot (Feuerbote). Und ihr schickt's an Faierbotn auf Rorbach und i fahr weitter auf Mattersdorf. Und ihr tut's aier Hab und Gut auf Wagn und 's Viech treibt's mit, und furt und furt."

Und so ist's g'schehn. Und am ändern Tag, eh daß noch die Sonn da war, sein die Marzer fürt, auf die Wägn die Weiber, am ersten Wagn der Pfarrer, beim Viech die Buben und darnebn die Maner mit was für Wöhr (Wehr, Waffen) als halt g'habt haben. Und wie sie auf die Höh gegen Mattersdorf zum roten Kreuz kommen sein, hat der Pfarrer noch einmal halten lassen, und 's Allerheiligste hat er erhoben gegen März hin und hat bet't. Und die Weiber habn so vill g'weint. Und so sein's fürt ins Steirische."


Quelle: Eduard Sueß, Erinnerungen, leipzig 1916, S. 94, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 145f.