Verhexte Kühe II
Geben Kühe keine oder nur eine wässerige oder gar eine blutige Milch, so steckt eine Hexe dahinter. Oft schleichen die Hexen des Nachts in den Stall und melken die Kühe aus. Man behauptet sogar, daß die Hexen von ihrer Wohnung aus fremde Kühe melken können. Sie brauchen nur ein Tuch (Grastuch) in die Hand zu nehmen, dieses zu "melken" und dabei eine bestimmte Kuh im Sinn zu haben. Aus dem Grastuch rinnt sodann die Milch dieser Kühe heraus. Aus dieser Milch gewinnen die Hexen Butter.
Beim Butterrühren sangen einmal im südlichen Burgenland die Hexen folgenden Vers:
"Buda, Buda, zäum!
Von Wian (Wien) bis af Roum (Rom),
von jeda Kui wiara Baun (Bohne)
bis in mein Riakifl (Rührkübel) zäum!"
Wollte man wissen, wer die Kuh verhext hatte, wenn diese keine Milch
gab, mußte man ein Grastuch nehmen, in dieses hineinmelken, das
Tuch zusammenwickeln und mit dem Stecken daraufschlagen. Am nächsten
Morgen kam dann die Hexe zerschlagen und mit eingebundenem Kopf und bat
um etwas. Man durfte ihr jedoch nichts geben und mußte sie mit dem
Besen davonjagen. Damit verlor sie die Macht, die Kuh des Hauses zu verhexen.
Quelle: Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 46, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 31f.