Das Abenteuer in der Walpurgisnacht
Pestkapelle Rochuskapelle Parndorf, Bezirk Neusiedl am See von der Parndorfer Heide aus fotografiert
erste Hälfte 18. Jahrhundert, kleiner Barockbau mit geschweiftem Giebel
© Harald Hartmann, Juni 2007
Ein Bursche, der in Parndorf in der Lehre war, begab sich am Vorabend
der Walpurgisnacht (30. April) über die große Parndorfer Heide
zu seiner Mutter nach Wimpassing. Wie er im Vollmondschein schon mitten
auf der Heide war, fühlte er sich müde und suchte nach einem
Pferde, wie solche oft zu Hunderten auch bei Nacht dort herumgrasten,
um reitend früher sein Dorf zu erreichen. Das ist einmal auf der
Heide allgemein üblich gewesen. Am Rande der Heide stieg man ab und
jagte das Pferd wieder zur Herde zurück. Der Zufall wollte es, daß
der Bursche weit und breit kein einziges Pferd erspähen konnte, und
so blieb ihm nichts übrig als weiterzuwandern. Es dauerte aber nicht
lange, da sah er auf einmal einen Schimmel auftauchen, der immer näher
und näher kam, vor ihm im Kreis herumlief und dann plötzlich
verschwand. Nun wußte der Bursche nicht mehr die Richtung seiner
Wanderung. Vier Stunden lang irrte er umher, um ihn herum war aber nur
endlose Heide zu sehen. Schließlich fiel er in einen Graben. Dort
blieb er ganz erschöpft liegen und schlief alsbald ein. Als er erwachte,
stand die Sonne schon hoch am Himmel. Und wie er um sich blickte, war
er nicht wenig überrascht, in der Nähe des Schinderhauses von
Parndorf zu sein, nämlich dort, wo er am Vorabend seine Wanderung
über die Heide angetreten hatte.
Pestkapelle Rochuskapelle Parndorf, Bezirk Neusiedl am See von der Parndorfer Heide aus fotografiert
erste Hälfte 18. Jahrhundert, kleiner Barockbau mit geschweiftem Giebel
© Harald Hartmann, Juni 2007
Quelle: Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 59, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 134f.