Die Welthexe
Und sie verwünschte ihn, ihren Sohn, daß die Welthexe sein Blut saugen möge. Und darauf nahm der Belschalamon sein Pferd und ging zum Schmied und beschlug sein Pferd verkehrt, damit ihn die Hexe nicht fange. Und es ging ein Jahr vorbei, bevor ihn die Hexe fing, und nach dem Jahr fing sie ihn. "Nun, jetzt muß ich dein Blut trinken!"
Und er sagte zu ihr: "Ich glaube nicht, daß du die Welthexe bist. Dann werde ich glauben, daß du die Welthexe bist, wenn du in dieses kleine Glas hineingehen wirst." Und die Hexe ging [fort] in das Glas. Und der Belschalamon nahm [es] und warf es in das Meer.
Und dann, nach einem Jahr, fingen sie die Fischer heraus und nahmen sie heraus aus dem Glas. Unter zehn Minuten fing sie wieder den Belschalamon und sagte: "Nun, jetzt gib mir dein Blut!"
Und der Belschalamon sagte: "Jetzt werde ich dir glauben, daß du die Hexe bist, wenn du von der Erde an bis in den Himmel dich ausstreckst, dann werde ich glauben, daß du die Welthexe bist, dann kannst du mein Blut trinken."
Und die Hexe begann und streckte [sich] bis in den Himmel. Und die heiligen Engel fingen sie und schlugen sie soviel [und sagten]: "Wirst du noch hinter Belschalamon nachgehen?"
Und die Hexe sagte: "Nie, nie mehr", und sie ließ
ihn in Frieden. Und er ging [fort] nach Hause zu seiner Mutter und schnitt
sie [in] vier Stücke und hing sie an den vier Ecken seiner Stadt
auf.
Quelle:Romani-Texte aus dem Burgenland (Burgenländische Forschungen, H. 24), Johann Knobloch, Eisenstadt 1953, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 48.