Der Wettermacher
Zwischen Donnerskirchen und Gols besaß ein Bauer ein blühendes
Buchweizenfeld. Eines Tages brachte er, von seinen Freunden begleitet,
seine Bienen auf das blühende Feld. Auf dem Wege begegneten sie einem
Rastelbinder [Rastel = Drahtgeflecht, mit dem man Geschirr flickt], den
sie in ihrem Übermut fragten, warum er sich kratze und ob ihn vielleicht
die Bienen gestochen hätten. Er schrie ihnen aber nur nach: "Fahrt
schnell, sonst werdet ihr naß!" Da der Tag herrlich war, lachten
die Bauern und fuhren weiter. Aber es dauerte nicht lange, da fiel ein
heftiger Regen nieder. Ganz durchnäßt erreichten sie endlich
ein Gasthaus, worin zu ihrem Erstaunen der Rastelbinder ganz trocken saß.
Als die beiden nach dem Regen die Zeche begleichen wollten, waren ihre
Geldbeutel verschwunden. Da kam der Rastelbinder zu ihrem Tisch und überreichte
ihnen die Beutel mit der Mahnung, künftighin friedliche Wanderer
in Ruhe zu lassen. Die beiden Freunde waren nun fest überzeugt, daß
der Rastelbinder das Wetter gemacht hätte.
Quelle:Adolf Parr und Ernst Löger, Sagen aus dem Burgenland, Anton Mailly Wien/Leipzig 1931, Nr. 57, zit. nach Sagen aus dem Burgenland, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1994, S. 13.