Der Amberger Wurm
Fresach liegt am Südabhange des Mirnocks im Drautale. Nicht weit davon, in einer Meereshöhe von 1100 Nieter, liegt das Dorf Amberg. In der Talmulde, in der die friedlichen Wohnungen der Bauern von Amberg liegen, breitete sich einst ein großer See aus, der sogenannte Schwarzsee. In diesem Wasser hauste ein scheußlicher Drache, der die Gegend weithin in Furcht und Schrecken versetzte. Denn weder Menschen noch Tiere waren des Lebens sicher. Eines Tages kam in diese Gegend ein Schneiderlein und gelobte den Bewohnern, sie von dieser Plage zu befreien. Es ging zu einer Schmiede und ließ sich eine lange, spitzige Nadel schmieden, schlich sich in eine Felsenhöhle in die Nähe des Drachen, stach und reizte ihn, bis er in solche Wut geriet, daß er mit seinem gewaltigen Schweife das Wasser hin und her peitschte und schließlich gar den Felsen spaltete. Das Wasser floß der Drau zu, der Lindwurm jedoch ging, vom Wasser ins Tal gerissen, zugrunde. Heute noch sieht man die tiefen Klüfte und Sprünge des Felsens, in welche sich noch kein Mensch hinunter wagte. Das Feld, wo das Untier liegen blieb und verendete, wird heute noch „Wurm“ genannt.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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