Der freigebige Berggeist
Ein Katschtaler Jäger schlenderte stillvergnügt über eine Almwiese. Es war an einem heißen Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf seinen Rücken. Vor Mattigkeit warf er sich im Schatten einer Zirbe nieder. Ringsum lagen Felsblöcke, und duftige Blumen woben einen bunten Teppich. Fast wollte der Müde entschlummern, als er ein Surren und Gepolter in seinem Gewehrlaufe vernahm. Sonst war alles totenstill; er sprang auf - da tönte feines Gelächter an sein Ohr und wie er sich danach umwandte, sah er ein niedliches Männlein, welches gerade hinter einer Zwergföhre verschwand. Doch jetzt wirft er einen Blick zu Boden und o Wunder! Tückisch gleißend lachte ihm ein Häuflein Staub aus purem Golde entgegen. Was war das für eine köstliche Augenweide! Alle Säcke vollgestopft, eilte er, der Rehe und Hirsche nicht mehr achtend, in die Heimat und war ein reicher Mann. Der Erzähler, wohl einer der Nachkommen jenes Jägers, hält noch eine Faustvoll solchen schimmernden Staubes sorgsam in Verwahrung, doch hegt er Zweifel über dessen Echtheit.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at