Der fremde Tänzer

Lustig gings einmal in Maltein zn. Es war Kirchtag. Laut mischte sich die einfache Musik mit dem Jauchzen und Stampfen der Burschen. Gegen Abend begab sich auch ein schönes „Diandlpaar" auf den Tanzboden. Doch hatten sie noch keinen Verehrer und so mußten sie dem Tanze zusehen. Da erschien ein Mann mit schmalem, bartlosem Gesicht, in schmucker grüner Kleidung, mit einer langen Hahnenfeder am grünen Hütchen. Er forderte eine zum Tanze auf. Die andere, ein armes, braves Mädchen, beobachtete den Tänzer aufmerksam. Er hatte etwas Abschreckendes in seinen Gebärden. Eine große Angst befiel das Mädchen. Es verließ das Haus und sperrte sich in seine Kammer. Der Teufel, das war nämlich der Grüne, dem es gelungen war, das eine Mädchen zu verführen, wollte auch die andere in seinen Klauen festhalten und fuhr ihr nach; aber er kam zu spät. In seinem grimmigen Zorne packte er die eine Dirn und fuhr mit ihr durch das Fenster zur Hölle.

Noch lange darnach soll man das Blut am Fenstergesims gesehen haben.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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