Der Friedhof zu St. Jakob

Westlich von Schwarzenbach, etwa zwei Stunden von diesem Orte entfernt, liegt auf einem kleinen Hügel die Ortschaft St. Jakob in Koprein, welche einen eigentümlichen Friedhof aufzuweisen hat. Es befindet sich in diesem kein Stein. Die Ursache dieser Erscheinung wird durch folgende Sage erklärt:

Vor Jahren lebte in dieser Ortschaft ein Mann, der die furchtbarsten Freveltaten verübte. Als er endlich seine Sünden erkannte und sich durch die Beichte mit Gott aussöhnen wollte, konnte ihn der Priester nicht lossprechen. Darüber war er sehr traurig. Die Leute rieten ihm, die ganze Friedhoferde durchzusieben, um dadurch Buße zu erlangen. Während der ganzen Zeit, die er dazu verwendete, bekam er nur zwei Laib Brot und Wasser zu genießen. Der Sünder bestand nun die schwere Buße mit großer Geduld. Kurz darauf starb er, nachdem er zuvor den Wunsch geäußert hatte, man möge seinen Leichnam so begraben, daß der Oberleib außerhalb der Friedhofmauer, der Unterleib aber in geweihter Erde liege. Ferner verlangte er, daß man zwei ausgetrocknete Lindenzweige auf sein Grab pflanze. Sobald die dürren Zweige grünten, sei er erlöst. Die Leute erfüllten getreulich seinen letzten Wunsch. Die Zweige gediehen zu mächtigen Linden, welche lange standen und erst in jüngster Zeit gefällt wurden.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at