Der steinerne Fuchs
Dort, wo sich jetzt das Zollfeld erstreckt, stand ehemals die Römerstadt Sala. Ihre Bewohner wurden von Feinden verdrängt und die herrliche Stadt gänzlich vernichtet.
Als dort vor vielen Jahren Felder angelegt wurden, fand man einen großen Stein von bedeutender Schwere, der beim Umackern des Bodens zum Vorschein gelangte und wegen seiner Form der „steinerne Fuchs“ genannt wurde. Ohne daß die Bauern weiteren Wert darauf legten, benützten sie ihn fortan zum Beschweren der Egge, um den Ackerboden gleichmäßig zu ebnen. So wanderte der Fuchs von einer Bauernhand in die andere.
Da auf einmal träumte es dem ehemaligen „Zollfelder“ Bauer, er solle auf die Villacher Brücke fahren, wo er sein Glück finden werde. Der Mann glaubte der Eingebung des Traumes und befand sich schon am nächsten Tage unterwegs nach Villach. Dort angelangt, ging er die Brücke auf und ab, wobei er seine Blicke fortwährend heimlich auf den Boden richtete, denn er glaubte, dort müsse er sein Glück finden. Wohl zehnmal war er schon hin und wieder gewandert und schon wollte er erfolglos seine Rückreise antreten, als er einen Bettelmann bemerkte, der ihn schon lange beobachtet zu haben schien und jetzt, als er an ihm vorüberschritt, fragte, ob er etwas verloren habe. Der alte „Zollfelder“ sagte: „Es ist eine dumme Geschichte! Mich hat ein Traum verleitet, auf diese Brücke zu gehen, hier soll ich mein Glück finden." Der Bettler erwiderte gelassen, daß auf solche Dinge nichts zu geben sei. Auch er habe geträumt, daß hinter Maria-Saal ein steinerner Fuchs liege. Er sei angewiesen worden, ihn zu holen, dadurch werde er reich werden.
Der alte Zollfelder, ein kluger Mann, gab ihm ein paar Kreuzer und wußte nun, daß er seinen Weg nicht umsonst getan hatte. Er kehrte sofort um, und als er zu Hause anlangte, holte er den steinernen Fuchs vom Felde, zerschlug ihn und fand in seinem Bauche eine Unmenge von Goldstücken. Jetzt ging ihm erst das Licht auf, wie es kam, daß der nicht allzu große Stein so ungewöhnlich schwer war.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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