Das Gnadenbild zu Maria-Saal
In dem Hochaltar der Wallfahrtskirche zu Maria-Saal prangt seit vielen Jahrhunderten eine Statue aus weißem Gußstein, Maria mit dem Jesuskinde auf dem rechten Arme vorstellend, und ist der Gegenstand andächtiger Verehrung. Diese Figur soll Adalbert der Heilige, Bischof von Prag, von Recanat, jetzt Loretto, als eine Seltenheit mitgebracht haben. Als er später zur Bekehrung der Heiden nach Preußen abging, wo er im Jahre 997 an den Gestaden der Ostsee ein Opfer seines Berufes ward, vertraute er es einigen seiner Freunde unter der Bedingung an, sollte sein Werk nicht gelingen, es wieder nach Italien zu bringen. Es war im Jahre 998, als diesem Wunsche gemäß zwei edle Böhmen mit dem heiligen Bildnisse ihre Reise nach Italien antraten. Nährend der Nacht, die sie in Villach zubrachten, vernahmen sie im Traume eine Stimme, welche sie aufforderte, ihren Schatz in die Kirche von Maria-Saal zu bringen und dort aufzustellen. Des Traumes nicht achtend, wollten sie am folgenden Morgen ihre Reise fortsetzen; aber die Rosse waren trotz aller Mühe nicht weiterzubringen. Darin erblickten sie eine höhere Fügung und ritten demgemäß auf Maria-Saal zu. Sie legten das ihnen anvertraute Kleinod in die Hände des Propstes und unterrichteten ihn zugleich von der im Traume empfangenen Weisung. Noch heute deutet ein Gemälde zur Linken des Hochaltares auf diese wunderbare Begebenheit hin.
In derselben Kirche ist das Grab des heiligen Modestus, eines Schülers des heiligen Hermagoras, das sogenannte Modestistöckel zu finden. Wie die Sage behauptet, rückt es dem Hochaltare immer näher.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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