Das Goldbergwerk zu St. Oswald ob Hornburg
Vor ungefähr sechshundert Jahren bestand in St. Oswald, das am Abhänge der Saualpe liegt, ein Goldbergwerk, dessen Besitzer, die Grafen von Hornburg, ein großes Gebiet ihr eigen nannten und von ihrem Schlosse weithin geboten.
Im Orte Klein-St. Paul wohnte damals ein armes Weib, das von der Hornburger Gräfin für verschiedene Dienstleistungen eine Kuh zum Geschenk bekommen hatte. Eines Tages wurde sie von der Gebieterin mit einer Botschaft nach St. Veit gesandt. Wahrend ihrer Abwesenheit stahlen ihr die übermütigen Knappen von St. Oswald die Kuh, schlachteten sie und stopften die Haut mit Stroh aus. Nun veranstalteten sie ein wüstes Gelage, bei welchem sie das Fleisch des Tieres verzehrten. Das Weib war mittlerweile von seinem Botengang zurückgekehrt und der schändlichen Tat inne geworden. In ihrem Schmerze begab sie sich zu ihrem Bruder, dem Schmied in Oberstem, und klagte ihm ihr Leid. Er tröstete sie und verfertigte eine eiserne Henne mit drei ebensolchen Eiern. Damit begab sich die Gekränkte zur Zechhütte, die sich oberhalb St. Oswald befand, und sprach dort: „So wenig diese Henne ihre Eier ausbrütet, so wenig werdet ihr von nun an im Oswaldberge Gold finden." Und so geschah es auch. Als die übermütigen Knappen am nächsten Tage einfuhren, fanden sie kein Gold mehr und büßten den Frevel, den sie mit dem Gute der Armen getrieben, indem sie fortziehen und anderswo ihr Brot verdienen mußten.
Eiserner Hahn
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In der Nähe der Osselitzerkeusche zeigt man noch einen großen Felsblock, unter welchem die eherne Henne mit den drei Eiern verborgen sein soll. Wenn ein Sonntagskind sie findet, so wird in den ehemaligen Bergwerken von St. Oswald wieder Gold zutage treten.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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