Der Faßbinder in Gotschuchen

Seit alten Zeiten wird zu St. Margareten im Rosentale die Binderei betrieben. Eines der ältesten Häuser, deren Besitzer dieses Geschäft ausüben, heißt beim „Wieser“ im Orte Gotschuchen. Einst kam um Mitternacht ein Mann und bat den Wieser, mit ihm auf den Matzenberg zu gehen und mehrere Kohlenschäffer, deren Reifen locker geworden seien, instand zu setzen. Erst nach längerem Bitten ließ sich dieser dazu bewegen und ging mit. Oben angekommen, fand er wirklich vier Schäffer mit abgefallenen Reifen neben einem Haufen Holzkohle stehen. Nachdem er die Reifen festgebunden hatte, teilte ihm der Fremde mit, daß er statt des Lohnes in Geld eine Faustvoll Holzkohle mitnehmen und sie zu Hause wohl aufbewahren möge. Wieser staunte zwar über die seltsame Belohnung, folgte aber doch der Weisung des Mannes und trug die Kohle heim, wo er sie vor dem Schlafengehen auf die Ofenbank warf. Doch wer beschreibt sein Erstaunen, als die Kinder am nächsten Morgen damit spielten und die Kohlen pures Gold waren!

In der folgenden Mitternacht erschien der Fremde wieder im Hause und sprach zu Wieser: „Du hättest mich gestern erlösen können, wenn du darum gewußt hättest. So aber muß ich warten, bis ein Vöglein geflogen kommt, welches das Samenkorn aus einem Fichtenzapfen trägt und auf dem Matzen zu Boden fallen läßt. Erwächst daraus eine Fichte, so wird aus deren Holze eine Wiege verfertigt und in dieser erst das Kind gewiegt werden, das mich erlösen soll.“ Hierauf verschwand er.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at