Gruzinigele

Ein Bauer war trotz fleißiger Arbeit auf den Bettelstab gekommen. Unmutig und verzweifelt ging er in den Wald, um sich zu erhängen. Da erschien ihm der Teufel und trug ihm einen Sack Gold an. Aber er müßte nach Jahresfrist des Teufels Namen wissen, sonst sei seine Seele verloren. Der Bauer war damit einverstanden. Mit dem Geld zahlte er seine ganzen Schulden und konnte sich nun täglich sogar ein Gläschen Wein gönnen. Aber das Jahr war bald um und dem armen Bäuerlein wurde es allgemach ungemütlich, denn es begann sich vor der Hölle zu fürchten, je näher der Tag der Abrechnung kam. In dieser Bedrängnis wandte er sich an einen alten Müller, der in solchen Dingen Rat wußte. Und richtig. Der Mann hieß ihn am Abend des kommenden Tages hinausgehen auf die Heide, wo die „Letigen" nach dem Abendläuten zu einem Tänzlein zusammenkämen. Um Hände und Füße müsse er Kranawetkränze winden. Dann würden ihm die Teufel sichtbar und er ihnen unsichtbar.

Genau zur angegebenen Zeit begab sich der Bauer auf die Heide und versteckte sich dort im Gebüsch. Da tanzten die Teufel bereits ihren Reigen. Auch sein Bekannter war darunter. Wie dieser an ihm vorüberkam, hörte er ihn singen:

Lustig im Kras,
daß dar Baua nix waß,
daß l ,Gruzinigele’ haß."

Erleichtert ging der Bauer heim. Als dann sein Helfer nach wenigen Tagen sich einfand und auf die Frage nach seinem Namen die richtige Antwort erhielt, verschwand er sogleich und hinterließ einen höllischen Gestank. Da sein Geheimnis jetzt verraten war, flog er nach Ungarn, um dort gegen einen Kronenstempel einen neuen Namen zu erwerben.

Ein Jude, der dem Bauer früher gegen Zinsen Geld geborgt hatte, mochte gar zu gerne wissen, wie sich das arme Bäuerlein aus der Verlegenheit gezogen hatte. Es gelang ihm, dem Arglosen, der einmal ein Gläschen über den Durst getrunken hatte, das Geheimnis zu entlocken. Warum sollte der Jude nicht ebenso leicht zu Geld kommen? So ging auch er in den Wald und tat verzweifelt, als ob er sich erhängen wollte. Flugs erschien der Teufel und stellte seine Bedingungen. Der Jude ging auf alles ein. Nach Jahresfrist suchte er wieder den Bauern auf und fragte ihn, wie der Name des Teufels zu erfahren sei. Der Bauer freute sich nun, sich an seinem früheren Peiniger rächen zu können. Wohl schnürte er ihm Hände und Füße mit Kranawetkränzen fest und nannte ihm den Namen Gruzinigele. Wohl gab er ihm auch den Ort an, wo der Teufel zu finden sei, doch was nützte es dem Juden? Auf der Heide wartete der Teufel auf ihn. Als der Jude, der ja den neuen Namen des Teufels nicht kannte, kaum geantwortet hatte, packte ihn der Teufel am Kragen und fuhr mit ihm in Windeseile zur Hölle. Seitdem sagt man von einem, der mit etwas schnell verschwindet: „Er geht damit wie der Teufel mit der Judenseele“.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at