Herzog Ingos Gastmahl
Herzog Ingo, der zur Zeit Karls die Karantaner Slawen beherrschte, soll das unbeschränkte Vertrauen seines Volkes genossen und die Verbreitung der christlichen Lehre bestens gefördert haben. Von ihr fürchteten aber die Großen den Verlust der Macht; nur die unter dem Joche der Sklaverei Schmachtenden nahmen freudig die menschenerlösende Botschaft auf. Eine Sage erzählt nun, wie Ingo dem Christentum auch bei den Mächtigen seines Landes Eingang verschafft haben soll: „Er lud einmal", so heißt es in der Bekehrungsgeschichte, „die christlichen Gemeinen seines Volkes zu sich und ließ sie aus vergoldetem Geschirr bewirten, während er ihren ungläubigen Herren gleich Hunden den Platz vor der Türe anwies und ihnen Brot und Fleisch und irdene Gefäße mit Wein vorsetzte. Als diese nun fragten: ,Warum tust du uns das?’ erwiderte er: ,Ihr seid nicht würdig, mit euren ungewaschenen Leibern in Gemeinschaft mit denen zu sein, welche in dem heiligen Quell wiedergeboren sind’ Darauf eilten sie wetteifernd, die Taufe zu nehmen, und so kam das Christentum im Lande zu seinem Aufschwung."
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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