Der Kleppererhans
In Kremsbrücke wurden die Knochen eines Mannes ausgegraben, die im Beinhaus keine Ruhe geben wollten, sondern fortwährend klapperten. Der Mann hatte Hans geheißen und wurde jetzt der Kleppererhans genannt.
In einem großen Bauernhause des Dorfes lebte ein tüchtiger Marknecht. Dieser sagte einst zu einem kecken Dirnlein, ob es sich getraue, um Mitternacht den Kleppererhans herauf in den Stall zu tragen; er gebe ihr dafür ein „nigelnagelneues“ Kopftüchlein. Das furchtlose Mädchen ging ohne weiteres auf diesen Vorschlag ein und vollbrachte das Wagestück. Als die Truhe im Stalle lag, war der Knecht zufrieden und hieß es, den Sarg wieder forttragen. Aber was war das für ein Schreck! Der Sarg war trotz der vereinten Bemühungen nicht mehr von der Stelle zu bringen. Endlich holte man einen Mann, der in solchen Dingen Rat wußte und bald wieder Ordnung schaffte. Er fragte den Marknecht, ob in der vorigen Nacht ein Weiblein hier geherbergt habe. Der Knecht bejahte es und mußte das Weiblein dem Manne vorführen. Dieses mußte nun vor ihm aussagen, ob es mit dem Hans, den es kannte, immer gut gewesen, mit ihm in Frieden gelebt und auch in Frieden von ihm geschieden sei. Das alte Mütterlein gestand, daß es mit Hans immer „zerkriegt“ gewesen und sich vor seinem Sterben mit ihm nicht ausgesöhnt habe. Nun lag alles klar am Tag. Die Alte mußte auf Verlangen des Sachverständigen dem Hans die Hand reichen und ihm verzeihen. Sobald dies geschehen war, konnte die Truhe mit den Gebeinen wieder weggetragen werden, und vom Kleppererhans hörte man seitdem nichts mehr.
Eine ähnliche Sage vom Klapperhans ist im Laoanttale bekannt.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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