Der stoanerne Schober auf der Koralpe
Unternimmt man einen Aufstieg auf die Koralpe und lenkt seine Schritte dem Touristenhause zu, so muß man über eine ausgedehnte Wiese, die sogenannte Landrechterwiese, wandern. Oberhalb derselben erhebt sich ein mächtiger Steinhügel, wie von Menschenhand aufgeschichtet. Es ist dies der „stoanerne Schober", von dem folgende Sage erzählt:
Ein Bauer von der Rieding, der viele Schulden hatte und diese nicht zahlen konnte, rief einst den Teufel. Dieser erschien alsobald und bot dem Manne seine Hilfe an. Sie schlossen nun, wie immer bei solchen Angelegenheiten, einen Vertrag, wonach der Teufel dem Bauer eine Geldsumme vorstrecken mußte. Außerdem war er aber verpflichtet, in der Zeit zwischen dem Aveläuten und dem ersten Hahnenruf eine Stiege bis in den Himmel zu bauen. Gelinge ihm das Werk, so sei des Bauers Seele verfallen; wenn nicht, so habe der Teufel das Nachsehen. Er freute sich jedoch schon im voraus, wieder eine Seele errungen zu haben. Sobald das Glöcklein der Riedinger Kirche verklungen war, begann er sein Werk. Mit großer Geschwindigkeit wuchs der Bau und beim ersten Morgengrauen sah er seiner Vollendung entgegen. Der Satan war eben beschäftigt, den Abschlußstein der Stiege an den rechten Ort zu bringen, als im nahen Bauernhofe der Hahn zum erstenmal krähte. Wütend über den Verlust der Seele schmetterte er den Stein auf die Stiege und das so mühsam aufgerichtete Bauwerk stürzte zusammen. Der Bauer aber war froh, daß er das Geld hatte und daß seine Seele gerettet war.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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