Die Lindenkreuzkapelle
Die Lindenkreuzkapelle bei Kleinkirchheim ist nach einem großen Lindenbaum benannt. Einstens war auf der Anhöhe des nahen Berges ein schönes und großes Gehöft; der Besitzer, ein arbeitsamer und strebsamer Mann geriet infolge schlechter Ernte so arg in Schulden, daß er eines Tages sein Bündel nahm und in der Welt sein Glück versuchen wollte. Damit ihn seine Frau und seine Kinder nicht sahen, verließ er um Mitternacht das Gehöft. Als er die Anhöhe hinunterging, sah er an der Wegkreuzung drei schwarze Gestalten Kegel scheiben; er wunderte sich darüber und Furcht beschlich ihn, er hielt sich jedoch standhaft und wollte vorübergehen. Aber kaum war er einige Schritte gegangen, als eine feine Stimme ihn anrief, ob er nicht auch mitscheiben wolle. Der Bauer dachte, es wären drei übermütige Gesellen, deren Geldbeutel zu schwer war, und spielte willig mit; jedoch es glückte ihm nicht und bald hatte er sein letztes Geld verspielt. Da versuchte er noch einmal sein Glück, nahm einen Marientaler, den er einst als Firmgeschenk erhalten hatte, aus der Tasche und warf voll Zorn auch noch dies sein letztes Gut hin. Da wendete sich auf einmal sein Glück, er gewann ein Spiel nach dem andern, sein Geld vermehrte sich von Minute zu Minute, so daß es seine Taschen und Ränzel nicht mehr fassen konnten. Dies fiel aber auch den schwarzen Gesellen auf und sie forderten den Bauer auf, den Marientaler aus dem Geldhaufen zu entfernen; dies tat er wohlweislich nicht, denn er erkannte bereits, wer diese Gestalten waren. Es begann zu tagen, die Morgenglocke ertönte und die unheimlichen Gesellen mußten voll Wut und Zorn abziehen. Der Bauer war nun ein steinreicher Mann und errichtete zum Andenken an diese Begebenheit eine kleine Kreuzkapelle, welche im Volksmund das Lindenkreuz genannt wird. Sein Inneres birgt ein Heiligenbild, in dessen Mitte sich ein Marientaler befindet.
Ähnliche Fassungen dieser Sage finden sich mehrfach in Oberkärnten.Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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