Die Kirche von Maria-Waitschach
Kirche Maria Waitschach
© Harald Hartmann, August 2006
Auf dem Bergrücken, der sich über Hüttenberg erhebt und die ganze Umgegend beherrscht, steht die schöne Kirche Maria-Waitschach. Am Ende des 15. Jahrhunderts, als die Ungarn sich der salzburgischen Besitzungen in Kärnten bemächtigten, hatte Leonhard aus dem kärntischen Geschlechte derer von Keutschach, später Erzbischof von Salzburg, damals noch salzburgischer Unterhändler, vielfach Gelegenheit, die Verwüstungen zu beobachten, welche die Fremden in seiner Heimat anrichteten. Da machte er einst in nächtlicher Stille vor dem Bildnisse der Gottesmutter in der Kapelle zu Taggenbrunn, der noch dem Erzstifte gebliebenen Feste, das Gelübde, sollte er durch ihre Fürbitte den Abzug der furchtbaren Gäste erleben, ihr an jenem Fleck ein Gotteshaus zu erbauen, den er am anbrechenden Morgen zuerst von der Sonne beschienen sehe. Da blinkte dem Erwachenden, als ihre Strahlen die Morgennebel teilten, jene Höhe von Waitschach entgegen. Als er Erzbischof geworden, löste er das Versprechen ein. Da er aber den Platz, wo die Kirche zu bauen sei, nicht kannte, hatte er abermals einen Traum, der ihn ein Paar Ochsen einspannen und sie gehen lassen hieß, wohin sie wollten. Wo sie stehenblieben, ließ er eine Kirche bauen. Noch ist an der Kirchenmauer das Bildnis des Stifters Leonhard von Keutschach zu sehen, und sein Gedächtnis lebt fort in dem Volksspruch:
„Maria-Waitschach
hat gebaut ein Graf von Keutschach."
In der Kirche befindet sich hinter dem Hochaltar ein kleines Bild, darstellend einen Türken, welcher zu Pferde sitzt und an einer langen Kette einen Mann führt. Folgende Inschrift erklärt seinen Sinn:
„Anno domini 1535 pin ich peter Latneker purger zu hutenwerg mit sammt anderen redlichen Kriegsknechten gefanklich von den Türkn gen Constantinopel gefürt, daselbs in mein notn die Iungfrow Maria und s. limchart angerueft, die mir durch inr fürbit von den genaden Gotz aws pant eysen und gefanknus erledigt."
Dieser Bürger ist der Sage nach ein Schmied zu Hüttenberg, welcher nach seiner Rückkunft aus der türkischen Gefangenschaft zum ewigen Andenken seiner Befreiung selbst eine Kette schmiedete und damit die hier befindliche, dem heiligen Leonhard geweihte Kapelle umzog. Vor einigen Jahrzehnten wurde diese Kette ihrem Zwecke entzogen.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at