Das Heidenloch und die heidnischen Frauen zu Matzelsdorf
Im sogenannten Göllgraben bei Matzelsdorf ist zuoberst im Köflach in einer Felsenwand eine geräumige und tiefe Höhle; sie heißt das „Had’nloch“. Dort haben vorzeiten heidnische Leute gewohnt. Einmal sah eine heidnische Jungfrau den Menschen zu, wie diese auf dem Felde arbeiteten. Das gefiel ihr so gut, daß sie einen Bauer vom Felde wegnahm und mit sich forttrug. Wie sie damit zur Höhle kam und ihren Fund dem Vater zeigte, wurde dieser sehr böse und gebot der Tochter, den Bauer sofort wieder auf das Feld zurückzutragen. „Das sind Christen“, sagte er, „die werden uns noch einmal überwältigen.“ Die Jungfrau tat nach seinem Befehle. Wie der Bauer wieder unten war und sich frei fühlte, hob er einen Stein auf und warf ihn dem Heidenmädchen nach. Da ward es traurig und sprach die Verwünschung aus: „Winkler immer gut gehaust, Winkler nimmer gut Hausen.“ Und so traf es auch ein. Von der Zeit ging es mit der Wirtschaft des Bauers Winkler immer mehr zurück, einer nach dem andern aus diesem Geschlechte hauste ab, bis endlich der Hof in fremde Hände gelangte.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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