Die Sage vom Obdacher Schmied

Kette um die Kirche von St Leonhard im Lavanttal. Beachtenswert die Hufeisen.
© Harald Hartmann, August 2006

Wahrend des Einfalles der Türken im Jahre 1480, in welcher Zeit diese bis in das obere Lavanttal streiften, überall zündeten, plünderten und mordeten, führten sie einen gefesselten Schmied aus Obdach mit Namen Sturm, an den Schweif eines Pferdes gebunden, mit sich. Sie zogen längs des Höhenrückens am Abhange der Saualpe. Als sie nun in die Gegend kamen, wo jetzt, am sogenannten Zankergrunde, ein Kreuz steht und man die Kirche zu St. Leonhard zuerst erblickt, machte der Gefangene das Gelübde, nach seiner Befreiung eine Kette anfertigen zu lassen, die dreimal die Kirche, die dem heiligen Leonhard geweiht war, umziehen sollte. Er wurde erhört. In einem unbemerkten Augenblicke lösten sich seine Fesseln und es gelang ihm, gedeckt von dem an der Straße wachsenden Gesträuch, zu entkommen. Der glücklich Befreite löste sein Versprechen getreulich, ließ die Kette, von welcher jedes Glied einen Schuh lang war, verfertigen und verordnete, daß die Nachkommen seiner Familie für ihre Erhaltung Sorge tragen, oder, so oft sie durch ein Jahr keiner Ausbesserung bedürfe, ein Opfer von fünf Groschen entrichten sollten, was auch immer geschah. Die Kette verschwand gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Ihr Wert wurde nicht beachtet, sie wurde von einem Pfleger der Stadt zur Einschmelzung gegeben. Nur ein Bild vom Jahre 1620, welches in der Kirche noch heute zu sehen ist, erinnert an diese sagenhafte Begebenheit. In den Jahren 1911 bis 1912 wurde eine neue Kette um die Kirche gezogen. Sie schließt vor dem Haupttor. An jedem Ende befindet sich ein Pferd und ein Hufeisen, um an das Pferd zu erinnern, das den Schmied mitgeschleift hat.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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