Pechtra-Quatemberca
(Anm. d. Herausgebers: Früher gab es in jedem Vierteljahr herausgehobene Wochentage, jeweils am Mittwoch, Freitag und Samstag in der ersten Woche einer neuen Jahreszeit. Von der Zahl „Vier“ der Jahreszeiten leitet sich auch der Name Quatember von lat. quatuor tempora her. Es waren Buß- und Fasttage, die der Erneuerung dienten. Die vier Quatemberwochen sind die Wochen nach dem ersten Fastensonntag, nach Pfingsten, nach dem dritten Septembersonntag und nach dem dritten Adventssonntag.)
In eigentümlicher Auffassung erscheint die Pechtra als Quatemberca bei den Slowenen im Rosental. Als solche sieht sie besonders darauf, daß zu den Quatembern rechtzeitig die Arbeit eingestellt wird. Namentlich soll der Quatemberfreitag durch frühzeitiges Beenden der Tagesarbeit geheiligt werden. Unter den Quatembern ist es wieder die Winterquatemberzeit, die wegen der Nähe des Weihnachtsfestes einen Vorrang einnimmt.
Da war zu Feistritz in der Nähe des großen Pfarrdorfes St. Jakob eine Bäuerin, die einst am Freitag des Winterquatembers, ohne daran zu denken, eine bedeutende Menge von Strähnen aussieden und schwemmen wollte. „Und wenn es bis Mtternacht dauert“, rief sie, „fertig muß es werden.“ Da kam auf einmal ein Weib ins Haus und bot sich ihr zur Hilfe an. Kaum hatte die Fremde sich an die Arbeit gemacht, so ging diese noch einmal so gut vonstatten. Nun verlangte sie unter anderem ein „Sechtschaff“ (Waschwanne), um alle Strähne nochmals durchzubrühen. Da die Bäuerin selbst kein solches besaß, eilte sie zur Nachbarin und bat sie, ihr eines zu leihen. Diese ließ sich alles erzählen, machte dann die Bäuerin darauf aufmerksam, daß heute Quatemberfreitag vor Weihnachten sei, warnte sie eindringlich vor ihrer Gehilfin, die gewiß keine andere sei als die Quatemberca, und bewog sie schließlich, nicht mehr nach Hause zu gehen, sondern bei ihr zu bleiben und zu beten.
Es mochte Mitternacht sein, da pochte es am Fenster und eine der Bäuerin wohlbekannte Stimme rief: „Dein Glück, daß du nicht mehr nach Hause gekommen bist; hast du vergessen, daß es Winterquatember ist? Zuerst hätte ich die Strähne, dann aber dich gebrüht und ausgesotten.“
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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