Der Perchtelbauer

Zum Seewaldhause in Litzldorf (Mölltal) kam am Perchtenabende ein altes Weib in zerlumpter Kleidung, wirr herabhängenden Haaren und eiserner Hand- und Fußbekleidung. Es ließ sich in der „Kuchl“ am Herde nieder und war weder durch gute Worte noch durch Drohungen oder Zeichen zum Fortgehen zu bewegen. Da fiel der Hausmutter, welche schon alt war, ein, daß sie in ihrer Jugend einmal etwas Ähnliches erlebt hatte und ließ von der Kirche Weihwasser, gleichzeitig aber auch den Pfarrer holen. Dieser kam und besprengte den unliebsamen Hausgast mit Weihwasser und machte über ihm das Kreuzeszeichen. Da auf einmal stand das Weib, welches man als die Berchtel erkannt hatte, murrend auf und warf einen eisernen Handschuh zu Boden. Nun sah man, daß sie an den Fingern Krallen trug. Murrend verließ sie die „Kuchl“, der Bauer folgte ihr, um rasch hinter ihr die Türe zu verriegeln. Doch da er ihr zu nahe trat, verletzte sie ihn mit einem ihrer spitzigen Eisenschuhe am Fuße. Der Bauer, welcher die Wunde nicht sonderlich beachtete, verschmähte es, einen Arzt zu holen und erlag ihr in wenigen Tagen.

Der eiserne Handschuh, den die Berchtel weggeworfen hatte, soll noch jetzt in dem Hause, wo es von jenem Tage an „beim Perchtelbauer“ hieß, aufbewahrt sein. Hinterher erklärte man sich das Erscheinen der Berchtel damit, daß man vergessen hatte, drei Kreuze auf die Türe zu zeichnen.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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