Vom Pongratz in Greifenburg

Östlich von Greifenburg an einem Gebirgswege, der sich gegen die zerstreut liegende Ortschaft „Kirschbaum" und die Ruine „Rottenstein" wendet, kommt man nach kurzer Wanderung zu einem von alten Fichten umgebenen freien Platz, den die Leute „Galgenbühel" nennen.

Von der Entstehung des Namens erzählt die Sage, daß vor Jahrhunderten ein Dieb, Mörder und Räuber, ein Auswurf der Menschheit, auf dem genannten Hügel den Galgentod erleiden mußte. Er war armer Leute Kind und da er frühzeitig den Vater durch den Tod verloren, wurde die Mutter, eine arme Witwe, die Erzieherin des Knaben. Sie verstand es aber nicht, ihn gut zu überwachen, und so gewöhnte er sich in seinem unreifen Alter an allerlei Untugenden. Die größte von diesen war der Diebstahl. Er folgte dem Sprichwort, welches sagt: Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten. Die Leidenschaft, zu stehlen, wurde ihm zur Gewohnheit. So wurde aus dem verwahrlosten Knaben ein Dieb, Räuber und Mörder. Er wurde verfolgt, endlich gefangengenommen und auf dem Galgenbühel gehängt. Nach guter mündlicher Überlieferung soll er Pongratz geheißen haben.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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