Wie Rinderseuchen verhütet wurden

In der Niklai bei Sachsenburg wütete vor Jahren eine heftige Rinderseuche, der sogenannte „Tamisch“. Um dem Viehsterben Einhalt zu tun, verfuhren die Bauern also: auf jedem Hofe, wo es kranke Rinder gab, wurde einer lebendigen Kalbin der Kopf abgeschnitten, durchbohrt und hinter dem Hoftor aufgenagelt. Daher konnte man in der Niklai bei allen Bauern an den Stalltüren solche Rindshäupter sehen, so beim Laggner, Lahnhuber, Mitterer, Angerer und überall.

Der alte Laggner tat überdies das Gelübde, Freitags keinen Mist vom Hofe zu führen, wenn die Seuche aufhöre. Als das eintraf, hielt man jahraus jahrein beim Laggner an diesem Brauche fest, bis der junge Bauer das Anwesen erbte. Da traf es sich zufällig, daß man an einem Freitag auf den Feldern düngte und der junge Bauer (heute bereits ein Greis) morgens und mittags einige Wagen voll aus dem Hofe führte. Der Alte sah dies und sprach besorgt: „Sohn, das sollst du nicht tun! es ist wider das Verlöbnis“ Bald trat die Krankheit auf und ließ erst nach, als die alte Sitte wieder eingehalten wurde. Ein paar Jahre später übertrat ein Knecht in Abwesenheit des Bauers das Gebot neuerdings, und siehe, wieder raffte die Seuche ein Rind dahin.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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