Andere Sagen von der Maultasch
Als Margareta durch das Gailtal zog, starb ihr der Kriegsknecht, welchen sie am liebsten hatte. Jeder Soldat mußte einen Helm voll Erde auf seinen Leichnam schütten. Auf diese Weise entstand der Weidegger-Büchel, bei dem es noch immer spukt. Jedes Mädchen, das da nach dem Betläuten vorbei will, bekommt einen „Razelbart". Darum ist dort auch keine zu bewegen, den Ort abends zu betreten.
Im Mölltale vordringend, mußte sie mit ihren Horden unter Stallhofen plötzlich inne halten. Da sie aus unbekannten Gründen nicht mehr weiter konnte, zog sie endlich fluchend ab. „De ,Breate’ obn nimmt is gånze Tål ein", meinte sie und verstand die Mutter Gottes in Maria-Taxen darunter. Nach einer Fassung der Sage kam sie bis zum Klausenkofel. Da ging's nicht mehr weiter. Als sie abziehen wollte, starb sie plötzlich und ist dort auf dem Grundstück eines Bauers begraben, der noch heute (1862) es „stein und bein" behauptet und es sich nicht nehmen läßt, auf seinem Boden die Maultasch zu beherbergen.
Auch bei Zwischenwässern, wo die Metnitz aus einem Engpasse sich herauszwängt, findet sich die Sage von der Maultasch. Ein Ritter hatte mit seinem Gefolge ihr hier den Durchgang verwehrt. Allein sie besiegte ihn und ließ ihn von dem hohen Felsen am Ufer der Metnitz herunterstürzen.
An einem heißen Sommertage kam sie mit der Schar ihrer Getreuen schweißtriefend und matt beim Prosekstein im oberen Gurktal an und ließ haltmachen, um nach einer Stunde der Ruhe weiter gegen Gurk zu ziehen. Den Fuß des Felsens bespült der Gurkbach. Als Maultasch diese Gegend erschaute, sprach sie zu ihren Reisigen: „Hier laßt uns ausruhen, und so ihr wollt, mögt ihr im Gurkbach ein erquickendes Bad nehmen." Sie selbst ging mit gutem Beispiele voran, nahm am Prosekstein Platz, zog sich die Schuhe aus und begann sich im Wasser der Gurk „de Füaß z' woak'n". Es geht daraus hervor, daß die Maultasch, die sich von dieser Höhe aus die Füße wusch, in der Sage als Riesenweib angesehen wird. Nach dem Fußbad folgte erquickende Rast, dann zog die „Maultaschin" mit ihren Söldnerscharen weiter gen Gurk.
Nach oberkärntischer Überlieferung war sie eine von den „heidischen Frauen", ein riesenstarkes Mannweib, das jede Nacht einen Mann brauchte. Aus der Mitte ihrer Kämpen erkor sie sich einen, indem sie dem Auserwählten ein weißes Tüchlein reichte. Das Los eines jeden war das einer Drohne, er wurde von der Argen erdrückt. Da traf einmal einen Mann das Los, der sich zu helfen wußte. Er legte sich eine nadelscharfe Eisenspitze, welche unten auf einer Platte aufsaß, an die Brust, und als die Maultasch ihn erdrücken wollte, drang ihr die Spitze in den Leib, daß sie sterben mußte.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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