Schloß Rosegg
Das Schloß Rosegg besteht aus dem eigentlichen Schloß, einem mächtigen Bau, an welchen sich zu beiden Seiten die Nebengebäude und Wrtschaftsräume anschließen. Diese drei Teile stehen miteinander ober- und unterirdisch in Verbindung, da sie alle unterkellert sind und man von einem Nebengebäude durch den eigentlichen Schloßteil zum andern gelangen kann. Die Kellerräume dienen zur Aufbewahrung verschiedener Gegenstände und Nahrungsmittel, nur ein Teil, und zwar jener, der unter dem Schloß liegt, wird als Eiskeller benützt. Neben ihm liegt, ganz im Dunkel versteckt, eine tiefe Nische, von der aus eine winzige, ganz verborgene Stiege in den oberen Teil des Schlosses führt.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war ein Graf von Bohr der Besitzer des Schlosses Rosegg. Er war Falschmünzer und stellte in dem finsteren Teil des Kellerganges Geld und Banknoten her. Sehr lange Zeit trieb Graf Bohr hier dieses schreckliche Handwerk und gelangte dadurch zu großem Reichtum. Doch trachtete er nicht durch Wohltätigkeit Armen gegenüber sein Verbrechen gutzumachen, er war hart und grausam und nur auf sein eigenes Wohl und die Vermehrung seines Vermögens bedacht. Das Schloß vergrößerte und verschönerte er und auch die großen Garten, Alleen und die Umfriedung des Tiergartens soll er angelegt haben. Endlich beeinträchtigte ihn die Gebrechlichkeit des Alters bei seinem einträglichen Geschäft; die Fälschungen gelangen nicht mehr so gut und nach vielen Jahren wurde sein Schwindel dadurch entdeckt, daß seine Frau in Klagenfurt falsches Geld ausgab, ohne das Treiben ihres Mannes zu kennen. Graf Bohr wurde dem Gerichte überliefert, sein Geld eingezogen und ihm zur Strafe die Stelle eines Direktors des Münzamtes übertragen. In dieser Stellung wurde er durch den immerwährenden Anblick des Geldes von solchen Gewissensbissen gequält, daß er bald starb.
Das Volk aber erzählt, daß dem Grafen nicht alles Geld weggenommen werden konnte, da er schon früher für den Fall, entdeckt zu werden, vorgesorgt und einen großen Teil seiner Schätze vergraben hatte. Jetzt noch liegen diese Schätze dort verborgen, aber niemand wagt es, sie zu heben, da jeder neugierige Sucher durch ein eigentümlich unheimliches Geräusch, das aus der Tiefe des Kellers zu kommen scheint, von Grausen befallen wird und gern die Stelle verläßt. Auch will keiner dem Schatten des Falschmünzers in die Hände geraten, denn der Volksmund erzählt, daß er selbst es sei, der seinen Schatz bewache. Dieses Gerücht hat sich so verbreitet, daß sich in der ganzen Gegend kein Beherzter findet, der nach dem Gelde zu graben wagte, und alles scheu und furchtsam an der dunklen Nische vorbeihuscht.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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