Die Teufelsbrücke

In der Gegend von Völkermarkt liegen in der Drau drei mächtige Felsblöcke, Teufelsbrücke nennt sie das Volk. Ihr gegenüber erhebt sich der St.-Peterer Berg. Auf diesem stand einst ein kleines Kirchlein, auf das der Teufel es abgesehen hatte. Um die Kirche gegen ein etwaiges Verwehen durch Schneemassen zu schützen, baute man drei Felsblöcke davor und das bewährte sich; das Kirchlein erhielt sich in gutem Zustande und erfreute sich des zahlreichen Besuches der umwohnenden Gläubigen. Der Teufel sann vergebens auf Mittel, den Gläubigen einen Possen zu spielen. Da fielen ihm die drei mächtigen Blöcke auf. Rasch verwandelte er sich in einen Viehhändler und, die gefüllte Geldkatze am Gürtel, ging er in das Wirtshaus des nächsten Dorfes, wo er einige alte Bauern traf. Bald lenkte er das Gespräch auf das Kirchlein am St.-Peterer Berge und auf die drei riesigen Felsstücke und meinte, es müsse ja eine schwere und unnütze Arbeit gewesen sein, diese drei Blöcke auf den Berg zu schleppen. Da entgegnete ihm ein alter, weißhaariger Bauer, daß die drei Felsblöcke das Kirchlein vor Schneeverwehungen und vor der Zerstörung durch Stürme schützten.

Der Teufel hatte genug gehört, bezahlte seine Zeche und ging seiner Wege. In der Heiligen Nacht wollte er sein Vorhaben ausführen. Es war eine stürmische Nacht; dicht fielen die Flocken vom Himmel. Weg und Steg waren verschneit. Das Glöcklein rief zur Mette und trotz des unfreundlichen Wetters füllte sich das Kirchlein mit Gläubigen. Während nun diese dem Heiland für sein Erlösungswerk dankten, arbeitete draußen eifrig eine schwarze Gestalt; der Pferdefuß kennzeichnete sie als den Teufel. Er erfaßte einen Felsen nach dem andern und flog mit ihnen davon. Mitten über der Drau ließ er sie fallen, aber nicht genug damit, pustete er gegen den Schnee, daß dieser sich um das Kirchlein häufte und es bald bedeckte. Jetzt glaubte er das Kirchlein und viele Gläubige vernichtet zu haben, freute sich des gelungenen Werkes und verschwand. Unten in der Ebene hatte man das Poltern der Felsblöcke vernommen und hielt am nächsten Morgen Nachschau. Als man zum Kirchlein kam, hörte man drinnen singen und Orgel spielen. Schnell waren Schaufeln zur Hand und man beeilte sich, die Eingeschneiten zu befreien.

Eines ist dem Teufel gelungen; das Kirchlein wurde wegen der ungeschützten Lage dem Verfalle preisgegeben. Die Felsblöcke aber liegen noch heute dort, wohin sie der Teufel geworfen haben soll. Sie lassen in der Mitte eine schmale Furt frei, durch welche höchstens zwei oder drei Flöße fahren können. Dort rauschen die Wogen unheimlich und nur mit Bangen sieht der Flößer diesen Gesteinstrümmern entgegen und ist froh, wenn er sie glücklich hinter sich hat.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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