Das Totenbrünnlein

In der Feistritzburg hinter Malta hausten drei Ritter. Die meisten Bauern der Gegend mußten für diese Herren fronen und litten schwer unter ihrer Roheit; manche Faust ballte sich bei der Arbeit, mancher heimliche Fluch entglitt dem Munde der Leibeigenen, aber keiner wagte sich offen aufzulehnen.

Einmal ritten die drei Herren auf stolzen Hengsten hinaus nach Malta. Das gewahrten die Bauern und entwarfen insgeheim Rachepläne. Als jene heimritten, dabei aber nicht mehr ganz nüchtern waren, vertraten ihnen die Bauern den Weg, ihr letztes Stündlein hatte geschlagen. Die Wut gegen die Unterdrücker entbrannte; der nicht vom Pfeil getroffen wurde, sank blutüberströmt unter den Knüppeln der Bauern zu Boden. Damit die Leichen nicht wider sie zeugten, gruben die Mörder ein tiefes Loch und warfen Mann und Roß hinein. Aber aus der Grube floß Blut in einem hellen Büchlein; später wurde es zu Wasser. Heute noch murmelt an der Stelle jenes Bächlein, das „Totenbrünnlein"; es führt lauwarmes Wasser, dem die Kälte nichts anhaben kann; denn selbst im Winter bleibt der Boden ringsherum schneefrei.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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