Die Türken
Die Türken sind von Morgen gekommen, aus der tiefen Türkei. Sie waren sehr schlimm. Wenn sie einen Christen erblickten, sprengten sie ihm zu und riefen: „Fürchte dich nicht", und hieben ihm gleich den Kopf weg. Manchen banden sie an den Roßschweif und sprengten mit ihm davon, bis er tot war. Die kleinen Kinder spießten oder zerhieben sie mit ihren scharfen Säbeln. Frauenzimmer band man oft rücklings an die Bäume und verstümmelte sie schrecklich an den Brüsten. Daher bei den Slowenen noch jetzt das Sprichwort: „Je hud ko Turk". (Er ist schlimm wie ein Türke.) Viele von den Weibern, besonders die jüngeren und schöneren, führten sie mit sich hinab in die tiefe Türkei. Die Leute liefen größtenteils in die Alpen und versteckten sich im Gebirge. Die türkischen Pferde hatte kleine eiserne und auch goldene Hufeisen. Man fand solche noch in späterer Zeit auf der Dellacher Alpe im Gailtale. Beschlagen waren die Pferde „auf türkisch", das ist so, daß jener Teil des Hufeisens rückwärts sah, der nach vorwärts hätte stehen sollen. Häuser und Kirchen raubten die Türken aus und verbrannten sie auch wohl.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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