Vom Möselofen
Der Möselofen im Görtschitztale ist ein „verwunschenes“ Schloß. Die Bauern Lattacher und Mösel wurden vor Jahren zu gleicher Zeit im Traume aufgefordert, nach dem Möselofen zu gehen und dort den Schatz zu heben. Beide folgten den Eingebungen des Traumes und trafen sich zufällig auf dem Feldwege, der zur Steinwand führt. Als sie hinkamen, fanden sie einen Schlüssel und sahen eine Kellertür. Sie sperrten diese mit dem gefundenen Schlüssel auf und drangen in den Keller. Ganz im Hintergrunde fanden sie eine große Truhe Silber. Schon hatten sie die Geldkiste bis zur Kellertür gebracht, da sagte Lattacher unvorsichtigerweise: „Jetzt haben wir den Schatz“, worauf alles verschwand.
Ein Hirte, der nächst dem Möselofen Schafe hütete, erblickte eines Tages an Stelle des Felsens ein prachtvolles Ritterschloß. Als er sich diesem in Neugierde näherte, kam ihm ein Edelknabe entgegen, der ihn durch mehrere Gänge der von reich geschmückten Edelfrauen und Rittern wimmelnden Burg bis zur Türe eines verschlossenen Saales führte. Hier angekommen, sprach er zu dem erstaunten Hirten: „In diesem Saale weilt die verzauberte Jungfrau, die du jedoch derzeit noch nicht schauen darfst.“ Der Hirte, neugierig, das Wunder der Zauberburg kennenzulernen, kehrte sich an das Verbot nicht und warf einen Blick durchs Schlüsselloch. Doch kaum war dies geschehen, verschwand das Schloß samt seinen Herrlichkeiten, und der Hirte stand im Augenblicke wieder bei seiner Herde.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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