Weihnachtswunder
Weitum im Lande herrscht der Glaube, daß wahrend der Christmette das Wasser des Hausbrunnens sich in Wein verwandelt. In einem unterkärntischen Dorfe hatte eine Hausfrau mehrere Mägde. Am Christabend befahl sie ihnen, ihre Arbeit möglichst schnell zu verrichten, um rechtzeitig feiern und zur Mette eilen zu können. Aber eine „Dirn“ verspätete sich und arbeitete in die Nacht hinein. Zufällig trat sie, als in der Kirche gerade die „Wandlung“ vor sich ging, mit einem Schaff zum Brunnen und ließ Wasser anlaufen. Doch wie sie in der Stube davon trinken wollte, bemerkte sie mit Staunen, daß es lauterer Wein war. Die Hausfrau schickte sie sogleich zum Brunnen zurück, aber jetzt floß dort schon wieder Wasser.
Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at