Das Berggeisthütel

Auf dem Wieserberge im oberen Gailtal steht eine alte Kirche der Hl. Helena. In der Kirche ist ex voto ein kleines Hütel aufgehängt aus einfachem, rotbraunem Filz, es heißt das »Berggeisthütel«.

Davon erzählt der Volksmund folgendes: Ein Landmann war dem welschen Wein ergeben und vernachlässigte darob seine Wirtschaft, so dass er immer mehr verarmte. Er hörte öfters von großen Schätzen, die im nahen Berge seien und von einem Bergmandl gehütet werden, und beschloss, dasselbe herbeizuzitieren und dahin zu bringen, dass es einen Teil der Schätze ihm überlasse. Allein alle Versuche misslangen, obschon er oftmals, lustig aus der Schenke heimkehrend, vom Bergmandl gehänselt wurde. Über diese Neckereien erbost, verfolgte er einmal stundenlang den bald sichtbaren, bald unsichtbaren Kobold. Schon war er ihm nahe, schon glaubte er ihn zu erhaschen, - da stolperte er über eine Baumwurzel und fiel zu Boden; in demselben Augenblick warf ihm das Bergmandl sein Hütel zu. Der Bauer hob das Hütel auf und kam damit morgens nach Hause. Von nun an besorgte er sein Hauswesen fleißiger und wurde wieder wohlhabend, was die Volksstimme dem Besitze des Berggeisthütels zuschrieb.

Der letzte Wille des Bauern ging dahin, dass das Hütel ex voto in der St. Helena-Kirche aufgehängt werde, was auch geschah.

Quelle: J. Rappold, Sagen aus Kärnten, Graz 1887, S. 147 f., zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 150 - 151.