Die Puppe der Hirten

Zwei Hirten in der »Flecken« führten ein gar übermütig Leben. Sie machten nämlich aus Reisig und Stroh ein Männlein und nannten es Hansel. Dem gaben sie von allem, was sie aßen und tranken, und hielten es gut, so dass viel edle Gottesgabe verwüstet ward. Eines Abends, da sie schon mit dem Hilfsbuben zu Bett lagen, fiel es ihnen bei, dass der Hansel noch kein Abendessen bekommen, worauf sie hinausgingen und dem Strohmännlein eine volle Schüssel vorsetzten. Aber zu ihrem Schreck hub das Männlein wirklich zu essen an und regte und bewegte sich. Sie flohen hurtig in die Kammer und schoben den schuldlosen Hilfsbuben im Bette der Türe zunächst. Jetzt polterte das Strohmännlein zur Türe herein, griff über das Bett und schrie:

Den ersten fint i,
den zweiten schint i,
den dritten wirf i iber die Hitten abaus.

Und so geschah es. Seither heißt der Ort die Schintemunt-Alpe.

Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen, Wien 1858, Nr. 148, zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 166 - 167.