Venediger im Rosental
Ein Hirte weidete bei Maria Elend auf der Höhe des Cervic sein Vieh und bemerkte einmal, wie ein Welscher, sich ungeachtet glaubend, zu einem freistehenden Busche trat, mit dem Körper nach rückwärts drei Kreuze schlug und dann auf den Knien gegen den Busch hinrutschte, diesen leicht auseinander schob und sodann durch eine verborgene Öffnung zur Tiefe hinunterstieg. Bald kehrte er schätzebeladen denselben Weg zurück. Als nun der Hirte allein war, versuchte er dasselbe Manöver, das der Welsche gemacht hatte, und es gelang. Unten in der Grube fand er viele glänzende Steine, von welchen er, so viel er nur tragen konnte, mit sich nach Hause nehmen wollte. Aber eben als er die Grube verließ, wurde er vom Welschen überrascht und mit dem Tode bedroht, wenn er etwas davon verriete. Der Welsche nahm ihm noch das heilige Versprechen ab, für die weitere Erlaubnis der Benützung dieses Metallschatzes alljährlich einen Zins nach Mailand zu schicken; sodann entfernte er sich und ward in jenen Gegenden nie mehr gesehen. Als nun der Hirte das nächste Jahr nach Mailand kam, seinen Tribut zu entrichten, und durch die Gassen der Stadt wanderte, sah er jenen Welschen am Fenster eines großen, prächtigen Palastes, ihm winkend. Der Deutsche ging in den Palast und wurde aufs beste bewirtet, so dass er ganz stutzig darüber wurde. Dann sollte er aus einem großen Kruge trinken. Kaum hatte er dessen Rand berührt, erblickte er lauter blanke Dukaten darin, die er beim Abschied zum Geschenke bekam. Als der Hirte in der Heimat angelangt war, ließ er zum Danke die Kirche des Hl. Oswald bauen.
Quelle: J. Rappold, Sagen aus Kärnten, Graz 1887, S. 40 f., zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 152 - 154.
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In der Gegend von Maria Elend ließ sich oft ein Welscher sehen; jedes Mal schien er aus dem nahen Walde etwas in einem Kruge wegzutragen. Einmal aber war ihm ein Bauer nachgegangen, welchem der Wald gehörte; da sah er, wie der Fremde vor einem im Gebüsche ganz verborgenen Felsen stehen blieb und nach rückwärts drei Kreuze schlug. Darauf öffnete sich der Felsen, und der Welsche ging hinein. Wie er mit vollgefülltem Kruge die Grube verließ, trat der Bauer, mit einem Prügel bewaffnet, vor ihn hin, mit der barschen Frage, was er hier auf seinem Grunde zu tun habe und wer ihm die Erlaubnis hiezu erteilt. Von dem Prügel bedroht versprach der Welsche, alles zu entdecken und seine Ausbeute abzutreten. Er sagte dem Bauer, dass sich hier auf dieser Stelle eine reiche Quecksilbergrube befinde, welche er schon seit langen Jahren benütze. Gegen das Versprechen, niemandem davon etwas zu verraten, wolle er ihm das Geheimnis der Benützung sowie den Eingang in die Grube entdecken. Der Bauer war damit zufrieden und ließ dem Welschen die gerade gemachte Ausbeute. Derselbe entfernte sich hierauf und ließ sich nie mehr sehen. Der Bauer bewahrte das Geheimnis treu bei sich und unterließ es nicht, sich dasselbe nutzbar zu machen. So wurde er bald ein steinreicher Mann, ohne dass jemand wusste, woher er seinen Reichtum habe. Allgemein verbreitete sich der Glaube, er habe einen Schatz gefunden und sei dadurch reich geworden. Jede Woche fuhr er einmal in die Stadt, um seine Ware zu verkaufen.Quelle: J. Rappold, Sagen aus Kärnten, Graz 1887, S. 40 f., zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 152 - 154.