DER STEINERNE FUCHS

Wo jetzt im Norden von Klagenfurt das Zollfeld ist, stand einst die römische Stadt Sala. Lange Jahre nach ihrer Zerstörung fand man auf den Feldern, die auf dem Boden der einstigen Römerstadt angelegt worden waren, einen sehr schweren Stein, der wegen seiner seltsamen Form der "steinerne Fuchs" genannt wurde. Die Bauern benutzten ihn bei der Ackerarbeit, indem sie ihn auf die Egge legten, und so wanderte er von einer Hand in die andere.

Da träumte einmal einem Zollfelder Bauern, es habe ihm jemand aufgetragen, auf die Villacher Brücke zu gehen, er werde dort sein Glück finden. Der Mann nahm den Traum ernst, und schon am nächsten Tage war er nach Villach unterwegs. Als er am Ziele war, ging er auf der Brücke fortwährend auf und ab und sah dabei immer heimlich auf den Boden; denn er glaubte, daß er hier sein Glück finde.

Als er eine Weile hin und her gewandert war, ohne etwas Besonderes zu erblicken, und sich wieder auf den Heimweg machen wollte, bemerkte er einen Bettelmann, der auf ihn zukam und ihn fragte, ob er etwas verloren habe. Der Zollfelder antwortete: "Es ist eine dumme Geschichte! Mir hat geträumt, ich soll auf die Villacher Brücke gehen, da werde ich mein Glück finden." Der Bettler erwiderte, auf solche Träume sei nichts zu geben. Ihm habe auch geträumt, daß hinter Maria Saal am Zollfeld ein steinerner Fuchs liege. Wenn er ihn hole, so könne er reich werden.

Der alte Zollfelder, der ein pfiffiger Kopf war, gab dem Manne ein paar Geldstücke und wußte nun, daß er den Weg nicht umsonst gemacht habe. Er lief, was er laufen konnte, und als er zu Hause ankam, holte er den steinernen Fuchs vom Felde und zerschlug ihn. Da fielen eine Unmenge Goldstücke heraus, und nun ging ihm erst ein Licht auf, warum der Stein, der gar nicht besonders groß war, ein so riesiges Gewicht hatte.


Quelle: Götter- und Heldensagen, Genf 1996, Seite 627