DER LINDWURM VOM GOGGAUSEE

Die Einschichtbauern dieser Gegend wissen zu erzählen, daß in alten Zeiten im Goggausee ein Lindwurm gehaust habe. Ein siebenjähriger Haushahn hatte einmal in einen Düngerhaufen ein rotes Ei gelegt, und drei Jahre später entschlüpfte diesem Ei ein Lindwurm. Dieser wuchs sehr rasch zu einem Riesendrachen heran, der alles Getier in der ganzen Umgebung zusammenfraß und auch den Menschen gefährlich wurde. Lange dachten die Bauern darüber nach, wie sie diesem Ungeheuer den Garaus machen könnten.

Endlich hatte ein altes Männlein im Wimitzgraben, das auch hexen konnte, einen glücklichen Einfall. Es versteckte in einem Heufuder einen großen schwarzen Klumpen, der mit scharfen Giften durchmischt war. Diesem Fuder wurde ein Ochsenpaar vorgespannt. Weil es sonst niemand wagte, dieses Gefährt an den See zu führen, wurde ein geistig beschränkter Knecht, der "Goggau-Togger" mit dem Fuder auf den Weg geschickt. Als er am Goggausee vorbeifuhr, bemerkte der Lindwurm das Ochsengespann. Mit einem kraftvollen Schwung sprang er aus dem Wasser und verschlang alles miteinander. Im Magen des Drachen tat bald das grausame Gift seine Wirkung. Der Lindwurm begann sich zu krümmen und zu strecken; schließlich verendete er unter furchtbaren Schmerzen. - Noch im vorigen Jahrhundert soll man am Goggausee Reste von Lindwurmknochen gesehen haben.


Quelle: Matthias Maierbrugger, Sechs Kärntner Sagen, in: Kärntner Bauernkalender 1970, Seite 114