HEXENSAGEN

In ganz Kärnten ist der Glaube verbreitet, daß, wenn jemand mit geweihtem Pulver in die Gewitterwolken schießt oder ein Messer in dieselben wirft, er die wettermachende Hexe damit treffen kann. So wiederholt sich auch in Kärnten die Sage in allen Variationen, daß ein Mann sein in einer Wolke verschwundenes Messer nach langer Zeit und in weiter Ferne bei einem alten, alten Mütterchen wiederfand, die dasselbe als Mordinstrument, mit dem ihr Leben gefährdet war, aufhob, um damit vielleicht auch den Thäter zu erkennen.


* * *

Auf der Spitzwiese unter "Albeck" gegen Altenmarkt zu im Gurkthale hatte sich einmal ein großes Gewitter zusammengezogen. Ein Mütterchen an der Straße warf sogleich alles Geräthe, Besen, Zangen, Krücke, Stühle vor die Keusche, begann zu segnen und sprach:


Gê hin, gê hin
wo ka hune krât,
wo ka máder mât,
wo ka stier nit gêt,
wo ka kind geborn wêt,
dortn kånnst die auslârn.


Und das Gewitter ging schrecklos an ihrer Keusche und deren Grundstücken vorüber.


Quelle: Sagen aus Kärnten, J. Rappold, Augsburg und Leipzig, 1887, Nr. 77, Seite 153