Die Jagd am St. Leonhardstag

Der heilige Leonhard ist der Viehpatron, und niemals soll man an diesem Tag Tieren nachstellen. Es gingen einst an diesem Tage aber drei Katschtaler Jäger auf die Jagd. Es war dies der alte Schmied, der alte Mühlbacher und der Mörten Flori. Sie gingen in die Ebenwald-Alm. Es kam auch endlich ein Hirsch auf sie zu. Wohl schossen sie auf ihn, sie sahen auch, dass sie getroffen, jedoch der Hirsch fiel nicht um, er kam immer näher auf sie zu. Schon waren die ganzen Patronen verschossen und es erfasste sie schon ein Grausen, als sich der Hirsch plötzlich in die Büsche schlug. Die Jäger wussten auch zu erzählen, dass dort, wo sie den Hirsch getroffen, Feuer aus seinem Leib aufgesprüht sei. Nie mehr ist seit dieser Zeit ein Katschtaler Jäger am Leonhardstag auf die Pirsch gegangen.

Quelle: Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung, Marburg, ZA 183 029; Aufzeichner: Hugo Loquenz, Erzähler: Flori Mörten, Ort: Katschtal, 1955, zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 170 - 171.