DER TEUFELSPAKT DER HEXE

Beim Unterkilzer auf dem Guggenberg oberhalb des Danz im oberen Gailtal hauste vor vielen Jahren eine Hexe. Diese verstand es, mit wenig Rahm im Rührkübel die größten Butterstritzel zu haben. Den Bauern am Guggenberg war es klar, daß sie von ihren Kühen die Milch abziehe und für sich verwende, denn niemand hatte mit einer Kuh so reichlich Milch und Butter wie sie.

Eines Tages kam zu ihr ein Schneider aus dem nahen Kraschach auf die Störarbeit. Dieser sah eines Abends, wie die Unterkilzerin ein weißes Pulver in den Rührkübel streute und gleich darauf einen großen Butterklumpen heraushob. Als die Unterkilzerin sich zu Bette begeben hatte, schlich der Störschneider in die Küche und stahl einen Löffel voll von diesem Zauberpulver.

Nachdem die Störarbeit zu Ende und der Schneider wieder zu seiner Frau nach Kraschach zurückgekehrt war, erzählte er ihr, was er gesehen hatte und zeigte ihr auch das Pulver. Die Frau war neugierig und wollte sogleich den Erfolg dieses Zaubermittels sehen. Sie forderte ihren Mann auf, das gleiche zu tun wie die Unterkilzerin auf dem Guggenberg. Groß war ihr Erstaunen, als tatsächlich ein großer Butterklumpen im Rührkübel lag, nachdem der Schneider das Zauberpulver verwendet hatte.

Es war spät abends, als es plötzlich an die Haustüre pochte. Der Schneider öffnete die Türe und sah, daß ein Jäger mit einer Spielhahnfeder Einlaß begehrte. Unter dem Arm trug er jedoch ein ledergebundenes dickes Buch.

"Du hast mein Pulver verwendet! Nun schreibe deinen Namen mit deinem eigenen Blute in dieses Buch", schrie der Mann im Jägeranzug den Schneider an. Der fassungslose Schneider ahnte jedoch sofort, daß er es mit dem Teufel zu tun hatte, schnitt eine kleine Wunde in seine Hand und malte mit seinem Blute die Buchstaben "IHS" in das Buch. Durch diesen heiligen Namen verlor der Teufel die Gewalt über das Buch und konnte es nicht mehr von der Stelle heben. Er verschwand unter Zurücklassung eines scheußlichen Schwefelgeruches aus dem Hause. Auf diesen Vorfall hin warf der Schneider das Buch, den Rührkübel und den Rest des Zauberpulvers in den brennenden Ofen. Es dauerte lange Zeit, bis das Buch des Teufels restlos verkohlt war.


Quelle: Johann Viertler, Sagen aus dem oberen Gailtal, in: Kärntner Landsmannschaft, 1962, Band 4, Seite 8