Die verschwundene Alm

Die Sage erzählt, dass sich dort, wo heute die Eis- und Schneegefilde und die Geröllhalden der Hochalmspitze liegen, einst ein herrlich schöner Almboden mit blumigen Wiesen und saftigem Grün ausbreitete. Die Sennleute auf dieser prächtigen Alm führten ein arges, üppiges Leben. Infolge ihres Wohllebens wurden sie übermütig und verschwenderisch. Aus Käse formten sie Kugeln und aus Butter Kegel, und die Sennerinnen badeten sich in Milch. Ob dieser Freveltaten hub eines Tages ein verheerendes Unwetter an. Der Himmel verfinsterte sich und Blitze zuckten durch die Luft. Donner rollten und kopfgroße Hagelkörner prasselten zur Erde nieder. Ein wilder Sturmwind heulte über die Berggegend, die in kurzer Zeit zu einer Schnee- und Eiswüste geworden war. Seit dieser Wetterkatastrophe sind die einst so lieblichen Almwiesen unter ewigem Eis und Schnee begraben, und oben auf der »Schneid«, am Hochalmostgrat, stehen als warnende Zeichen für die begangenen Freveltaten die »Steinernen Mandln«.

Die »verstoant'n Leut« vom Zauberfluche zu erlösen und die »verkeeste Alm« wieder »aper« zu machen wäre wohl möglich, wenn man auf das Hochalmkees einen schwarzen Stier, eine schwarze Katze und einen schwarzen Hahn, der dreimal krähen müsste, hinauftreiben könnte. Auch wird gesagt, der schwarze Hahn müsste freiwillig auf dem Rücken des schwarzen Stieres sitzen bleiben. Auf diese Weise erst würde die verschwundene Alm vom Banne befreit werden.

Quelle: Karl Lax, Die 'Steinernen Mandln'. Eine Malteiner Sage, in: Kärntner Landsmannschaft, 1966, Heft 3, S. 12, zit. nach Sagen aus Kärnten, Hrsg. Leander Petzoldt, München 1993, S. 164 - 165.