DAS GNADENBILD ZU MARIA SAAL
Am Hochaltar der Maria Saaler Kirche steht eine Marienstatue, die andächtige Verehrung genießt. Diese Figur soll Adalbert der Heilige, Bischof von Prag, von Recanat in Italien (dem jetzigen Loreto) als eine Seltenheit mitgebracht haben. Als er später zur Bekehrung der Heiden nach Preußen ging, vertraute er sie einigen seiner Freunde unter der Bedingung an, sie wieder nach Recanat zurückzuführen, sollte sein Werk nicht gelingen. Wirklich wurde der heilige Bischof im Jahre 997 an den Gestaden der Ostsee ein Opfer seines Berufes. Es war ein Jahr nach des Heiligen Tod, als seinem Wunsche gemäß zwei edle Böhmen mit dem heiligen Bildnisse die Reise nach Italien antraten. Während der Nacht, die sie zu Villach in Kärnten zubrachten, vernahmen sie im Traume eine Stimme, die sie aufforderte, ihren Schatz nach Maria Saal zu bringen und in dem daselbst befindlichen Gotteshause aufzustellen. Des Traumes nicht achtend, wollte sie am folgenden Morgen ihre Reise fortsetzen; aber trotz aller Mühe waren die Rosse nicht weiterzubringen. Darin erblickten sie einen höheren Willen und wendeten sich nach Maria Saal. Dort legten sie das ihnen anvertraute Kleinod in die Hände des Propstes und unterrichteten ihn von der Weisung, die sie im Traume empfangen hatten.
Ein Gemälde am Seiteneingang der Kirche bezieht sich auf diese wunderbare Begebenheit.
In derselben Kirche liegt der hl. Modestus, der erste Bischof von Kärnten, begraben. Von seinem Grab sagt man, daß es dem Altar immer näherrücke.
Franz Pehr, Kärntner Sagen. Klagenfurt 1913, 5. Auflage, Klagenfurt 1960, Nr. 12, S. 29